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Sorbische Aussenbeziehungen

Der verfassungsrechtliche Rahmen der Bundesrepublik Deutschland, d.h. die Verfassungen der Bundesländer Sachsen (Art. 6) und Brandenburg (Art. 25), die explizit vom Volk der Sorben und Wenden sprechen, zusammen mit den Bestimmungen der Konvention 169 ILO der Vereinten Nationen zum Status der indigenen Völker, die klar definiert, was und wer ein eigenständiges Volk ist, und die am 15. April diesen Jahres von der Bundesrepublik als dem 24. Staat offiziell ratifiziert worden ist – und die von den in den Bundesrepublik Deutschland lebenden Sorben und Wenden eindeutig erfüllt wird –, zeigen einem Außenstehenden auf einen Hieb gleich Dreierlei: Die Sorben sind ein Volk, die Sorben haben damit das Recht auf eine eigene gewählte Volksvertretung und – sie brauchen neben der Pflege der Inneren Angelegenheiten auch eigene sorbische Außenbeziehungen.

Eine eigene gewählte Volksvertretung besitzen die Sorben bereits: Den Serbski sejm. Die von den Sorben und Wenden selbst ausgehende und in allen Einzelheiten organisierte Gründung des Serbski sejm vor zwei Jahren hat klar den Anspruch der Sorben, ein eigenständiges Volk im Konzert der Völker dieser Erde zu sein, sicht- und hörbar gemacht und ihn auf klassisch demokratische Weise äußerst eindrucksvoll legitimiert.

Es muss aber noch weiter gehen. Denn als einer, der in der ehemaligen Tschechoslowakei, heute Tschechischen Republik, geboren und dessen Vater ein Tscheche und die Mutter eine Slowakin ist, weiß ich sehr wohl, dass auch und gerade im Völkerrecht zwischen rechtmäßigem Anspruch und der Wirklichkeit oft Welten liegen. Die Tschechoslowakei, gegründet im Jahre 1918 als ein humanitäres Projekt, welches einzigartig war in Weltmaßstab und Geschichte, war überzeugt, ja beseelt von ihrer zivilisatorischen Sendung und der „guten Sache“, der sie diente (Tomáš Garrigue Masaryk: „Jesus, nicht Cäsar!“). Allein die Nachbarn sahen es anders – sie währte nur 20 Jahre und konnte das wahre Potenzial, welches in ihr schlummerte, nie wirklich entfalten.

Die Frage, die die Sorben bewegen sollte, lautet also: Wie kann ein Volk, welches ein Gebiet seit über 1 500 Jahren – lange vor dem Eintreffen ihrer heutigen deutschen Mitbewohner – besiedelt, kultiviert und schließlich ins 21. Jahrhundert geführt hat, seinen heutigen Status nicht nur erhalten, sondern ihn noch mehren, um sich und seinen Nachkommen die Zukunft zu sichern, – insbesondere den Stellen gegenüber, die qua iure dazu verpflichtet wären, ihn zu achten und zu schützen.

Die Gründung des Serbski sejm ist der erste vorzügliche und unabdingbare Schritt in diese Richtung gewesen. Aber wie jedes Parlament muss auch der Sejm nun neben den Inneren Angelegenheiten, d.h. dem Austausch mit den Landes- und den Bundesstellen zur Durchsetzungen der eigenen Interessen – was der Sejm bereits intensiv in Angriff genommen hat –, auch die Bühne

Tutón wobsah je jenož za sobustawow. Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder.

Dipl-Vw. David Chmelík, Gründer und Präsident von SLAVONIC EUROPE (Internationales Netzwerk zur slawischen Zusammenarbeit)

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