Repro
Martin Walde stellte es zur Verfügung.

Sorben in der Weimarer Republik – Parallelen zu heute?

Die am 19. Juli 1919 beschlossene Weimarer Verfassung legte fest, dass die „fremdsprachigen Volksteile des Reiches“ weder durch die Gesetzgebung, noch durch die Verwaltung in „ihrer volkstümlichen Entwicklung und im Gebrauch ihrer Muttersprache“ gehindert werden dürfen. Praktisch gab es aber keinerlei Durchführungsbestimmungen, welche diese – beispielsweise sorbischen – Angelegenheiten hätten organisieren und fördern können.

Aktive Sorben um Arnošt Bart gründeten kurz nach dem Ersten Weltkrieg 1918 einen Wendischen Nationalausschuss. Unter Bezugnahme auf das 14-Punkte-Programm des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson forderte Bart auch für die Sorben Selbstbestimmungsrechte und politische Autonomie. Schon im Dezember 1918 verhandelte er darüber mit der Regierung in Dresden und den höheren Beamten in der Oberlausitz. 1919 reiste eine Delegation unter seiner Leitung zu den Friedensverhandlungen nach Paris, um für die Interessen der Sorben einzutreten. Auch Bart war bei der Unterzeichnung des Friedensvertrags im Versailler Schloss dabei. Nach seiner Rückkehr verkündete er mit der Maxime „Swoboda kiwa“ – wohl etwas voreilig – das bevorstehende Ende der deutschen Fremdbestimmung. Auch knüpfte er Kontakte zu der neugegründeten tschechoslowakischen Regierung, von der er sich Unterstützung für die sorbischen Belange erhoffte.

Im November 1919 etablierte sich auch eine sorbische politische Partei, die Lausitzer Volkspartei, welche die nationalen Bestrebungen der Sorben zusammenführen sollte. Bart wandte sich an die sorbischen Wähler, um mit seinen Ideen ein friedliches Miteinander von Sorben und Deutschen zu stiften. Weitere führende Vertreter – u.a. Jakub Lorenc-Zalěski, Marko Smoler und Jan Skala – verhandelten mit der damaligen sächsischen Regierung um mehr sprachliche und kulturelle Gleichberechtigung und sie strebten wirtschaftliche und schulische Selbstbestimmungsrechte ebenso, wie kulturelle Autonomie an.

Alle Versuche jedoch, mehr politische Anerkennung für die Sorben in Deutschland zu erreichen, schlugen fehl, weshalb schließlich Ideen entwickelt wurden, einen selbstständigen sorbischen Staat zu bilden oder alternativ den Anschluss der Lausitzen an die Tschechoslowakei zu versuchen. Von konservativer sorbischer Seite – besonders durch die Bewegung sogenannter „Sachsentreuer Wenden“ – wurden jedoch die Forderungen nach mehr Selbstbestimmung oder Autonomie torpediert. In den Jahren 1919/20 griffen sie etwas schlitzohrig Teile des Programms der Lausitzer Volkspartei – insbesondere im Bildungswesen – auf, um sie in Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden teilweise umzusetzen und die Bewegung um Arnošt Bart zu schwächen. Im April 1920 distanzierte sich zum Beispiel der katholische Cyrill-Methodius-Verein gleichfalls von der Programmatik der Lausitzer Volkspartei ab und verhinderte jede Art von politischer Mit- oder Selbstbestimmung der Sorben. Damit verrieten die konservativen Kräfte fundamental sorbische Interessen. Die Forderungen, welche den Existenzkampf der Sorben auf stabilere politische Grundlagen hätten stellen können, verloren ihren Zuspruch nun auch in der sorbischen Bevölkerung.

Die genannten Bestrebungen der Sorben nach mehr politischen Rechten waren dem deutschen Staat stets ein Dorn im Auge, weshalb entsprechende staatliche Stellen immer schärfer gegen die Anhänger der nationalen sorbischen Bewegung vorgingen. Galten doch alle Bestrebungen der Sorben um ihre nationale Existenz letztendlich als „hochverräterisch“ oder „reichsfeindlich“. Das war auch der Grund, weshalb es 1920 zur Gründung der geheim gehaltenen zentralen „Wendenabteilung“ kam, um die so genannten „staatsfeindlichen“ politischen Aktivitäten der Sorben zu überwachen. Ihre Aufgabe war die Sammlung von Informationen, die durch Spitzel und durch Übersetzungen sorbischer Publikationen gewonnen wurden. Die Informationen wurden den Ministerien und Regionalverwaltungen weitergeleitet, um über die Genehmigung von sorbischen Aktivitäten zu befinden oder gegen sie entsprechend vorzugehen. Gleichzeitig wurde im Hintergrund von staatlicher Seite gezielt „Deutschtumsarbeit“ in der Lausitz forciert und die beschleunigte Assimilation der Sorben erfolgreich gefördert. Unter anderem wurde 1921 das Wendische Seminar in Prag aufgelöst, um eine zu enge Verbindung mit dem slawischen Nachbarn zu verhindern.

Der Wendenabteilung gelang es, Aufsehen im In- und Ausland weitgehend zu vermeiden. Dazu wurde der Terminus „Wendenabteilung“ auf den internen Dienstverkehr beschränkt. Zur Finanzierung der „Wendenpolitik“ wurden Reichsmittel verwendet und in einem Fonds erfasst. Die Gelder dienten etwa zum Aufbau eines „Wendenarchivs“, zur Bezahlung von Angestellten oder zur Honorierung von „vertrauenswürdigen“ Personen, ihren Übersetzungen und anderen Arbeiten.

Zu wenig wird in sorbischer Publizistik auf das Problem hingewiesen, wie es mit bemerkenswerter Konsequenz den deutschen staatlichen Stellen immer wieder mit ihrem unseligen Prinzip divide et impera gelingt, die Sorben zu entzweien und ihre Forderungen nach einer soliden und wirksamen politischen Vertretung zurückzudrängen. Den Serbske Nowiny sagte der Historiker Dr. Friedrich

Tutón wobsah je jenož za sobustawow. Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder.

dr. Měrćin Wałda – Dr. Martin Walde

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