Foto: N. Domaška, H. Domaška

Kaiserzeitschulstunde in Dresden

Heute besuchte uns die 8. Klasse der sorbischen Oberschule Ralbitz. Für diese besondere Führung haben wir uns natürlich besonders vorbereitet: Bücher gewälzt, recherchiert und sogar eine Sorabistin zu Rate gezogen. Bei der Einführung haben wir die Kaiserzeit – die in dieser Klassenstufe Lehrplanthema ist – geschichtlich eingeordnet und anhand einer Bildanalyse Unterschiede zu heutiger Kleidung erörtert. Die Jugendlichen erlebten eine zeittypische Unterrichtssequenz. Nach Verlesung der Schulordnung und einem Eingangsgebet folgte eine kleine Schreibübung der deutschen Schrift, wie sie damals noch üblich war. “Rauf runter rauf – Pünktchen drauf”, so geht es mit dem “i” los. Mühevoll mussten die Neulinge der deutschen Schrift eine handgeschriebene Leseübung von 1905 entziffern. Diese war zwar in sorbischer Sprache, jedoch in der deutschen Handschrift – alte Schrift und alte Rechtschreibung – was doch einige Schwierigkeiten bereitete. Aber die Schüler kämpften sich durch. Leider haben sich die Jugendlichen viel zu gut an die Schulordnung gehalten, sodass Fräulein Lehrerin und Herr Lehrer keine Angriffsfläche für die damals üblichen Strafen hatten.

Diese wurden dann nach dem Rollenspiel noch vorgeführt – vom Eckestehen über Erbsenknien, bis hin zu Rohrstockschlägen. Thema war auch, dass sorbisch sprechen in der Schule zur Kaiserzeit verpönt war und bestraft wurde. Ein Beispiel für eine Strafarbeit ist im sorbischen Museum Bautzen zu sehen – ein Kind musste mehrfach den Satz “Ich darf in der Schule nicht wendisch reden” schreiben. Durch den direkten Vergleich zu ihrer eigenen Schul – und Lebenswirklichkeit reflektierten alle, dass sie doch recht froh seien, heute und nicht damals zu leben. Über die Begrüßung und Verabschiedung in sorbischer Sprache waren sowohl die Lehrer als auch die Schüler sehr erstaunt und auch erfreut. Das hatten sie in Dresden nicht erwartet. So haben wir ein Konzept für sorbische Schulen erarbeitet und freuen uns weitere Schulklassen, die sorbisch sprechen, durch unser Haus zu führen.

29.09.2021, Herr Lehrer und Fräulein Lehrerin aus dem Schulmuseum in Dresden

Schreibe einen Kommentar