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Paul Werner Oberschule

Die (Lehrermangel-)krise im wendischen Bildungswesen spitzt sich in der Coronazeit zu

Aus Cottbus. Wie das Online-Magazin Serbski Informator von der Verantwortlichen der Pressestelle des MBJS U. Grönefeld in Potsdam erfuhr, ist die neue Schulverordnung für den sorbischen/wendischen Unterricht fast fertig. Es bleibt noch übrig, sie dem Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten vorzulegen, damit alle diesbezüglichen Arbeiten vollendet werden. Die alte Schulverordnung ist seit 2000 gültig und ist in vielen Hinsichten veraltet, sodass sie den Umständen, in denen Sorbisch/Wendisch unterrichtet wird, gar nicht entspricht.

Die Coronapandemie hat alle Arbeiten an der neuen Sorben-/Wendenschulverordnung verschoben. Das MBJS hat schon vor den Wahlen 2019 die sorbischen/wendischen Gremien darum gebeten, sich auszudrücken, ob sie die Verordnungsfassung vom November 2018 annehmen möchten. Dennoch verneinten damals die sorbischen/wendischen, zur AG “Sorbische/wendische Bildungsthemen” gehörenden Mitglieder die damalige Fassung. Nach der “Einnistung der Coronapandemie” in der Niederlausitz kam es zur stärkeren Benachteiligung des niedersorbischen Unterrichts.

Laut der kleinen Anfrage der “Linke” von 2020 zum Niedersorbischunterricht geben 40 von 87 Lehrkräften keinen Sorbisch/Wendischunterricht.  Das entspricht 46% aller Sorbisch/Wendischlehrer:innen. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für diese unglückliche Situation. Einige der Lehrer:innen fühlen sich gar nicht mehr bereit die sorbische/wendische Sprache zu unterrichten, da sie diese verlernt haben. Dazu gehören Lehrkräfte, die in Ortschaften wohnen, in denen es einst Sorbisch/Wendischunterricht gab, wie zum Beispiel Lübbenau oder Lübben. Es gibt auch solche Lehrkräfte, die einfach umgezogen sind (z. B. nach Guben) und sie gar nicht mehr als Sorbisch/Wendischlehrer:innen tätig sein können. Wichtig wäre es zu erfahren, wie viele Lehrer:innen, die auch sehr gut Sorbisch/Wendisch können, für andere Fächer eingesetzt werden. Dem Serbski informator liegen zwar Informationen vor, dass ca. fünf Lehrerinnen ab 2019 oder 2020 Elternzeit genommen haben. Dennoch konnten wir nicht erfahren, ob diese Tatsache bei der Zusammensetzung der Statistik eine Rolle gespielt hat.swpm_protected format_protected_msg=”1″ custom_msg=”Tutón wobsah je jenož za sobustawow. Dieser Inhalt ist nur für Mitglieder.”]

Bedauerlicherweise kamen wir zu keinen Informationen zum Stand des sorbischen Unterrichts in der Niederlausitz. Dies bezüglich hat sich weder das Schulamt Cottbus noch das MBJS bis zur Veröffentlichung dieses Artikels geäußert. Aus inoffiziellen Quellen erfuhr der Serbski Informator, dass der sorbische Fremdsprachenunterricht in Laubsdorf und Sellesen nicht stattfindet, da die Lehrkräfte dafür fehlen. In Peitz müssen sich die Schüler:innen entweder für Religion oder Niedersorbisch entscheiden, und in Lieberose gibt es nur noch eine unregelmäßige AG Niedersorbisch. MBJS hat diese Spekulationen weder bestätigt noch abgelehnt.

Mittlerweile hat die Lausitzer Woche am 16. Oktober einen Beitrag zu den neuen Stipendien des Landkreises Spree-Neiße für Niedersorbisch-Lehramtsstudierende veröffentlicht. Der Landkreis Spree-Neiße vergibt Stipendien an Studierende in Höhe von 500 Euro, wofür zwei Voraussetzungen erfüllt werden müssen: Die Studierenden müssen die Immatrikulation am Institut für Sorabistik in Leipzig vorweisen können und ein Referendariat an einer Schule im Landkreis Spree-Neiße absolvieren. Ein Master-Programm für Quereinsteiger:innen, wofür das Propädeutikum für Niedersorbisch schon läuft, soll nächstes Jahr beginnen.

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V. Zakar

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